Drive-In Corona-Schnelltestzentrum
Testzentren, in denen man sich auf Corona testen lassen kann.
Corona Schnelltestzentren werden überall seit einiger Zeit als Drive-ins eingerichtet. Sie richten sich also speziell an Autofahrer. Sie zu Fuß oder mit einem Zweirad aufzusuchen ist zwar meistens nicht verboten, aber prinzipiell unerwünscht, denn der Abstrich bei Insassen eines Pkws durch medizinisches Personal in Vollschutzkleidung gilt als sehr sichere Variante.
Wie verläuft ein Test auf Covid 19 im Drive-in?
Wer sich testen lassen möchte, meldet sich vorher online an. Die Kommunen publizieren Anmeldeformulare auf ihren Webseiten (meistens unter „Bürgerbüro“). Je nach Frequentierung kann die testwillige Person nach einer Terminvergabe oder auch sofort zum Drive-in fahren. Dort ist eine Teststraße eingerichtet. Die Person verlässt ihr Fahrzeug nicht. Sie fährt bis zum Testpunkt, wo sie die Scheibe herunterlässt und sich von medizinischem Personal einen Nasen- und Rachenabstrich abnehmen lässt. Natürlich können sich auch mehrere Personen im Fahrzeug testen lassen. Das Testergebnis kommt unterschiedlich schnell per Mail, einige Testzentren übermitteln es schon nach 60 Minuten. Dass die zu testenden Personen im Fahrzeug bleiben, erhöht sehr deutlich die Sicherheit, weil dadurch keine unnötigen Kontakte riskiert werden. Wer kein Fahrzeug hat, sollte sich einem befreundeten Kraftfahrer anschließen oder nötigenfalls ein Taxi nehmen. Allerdings wurden auch noch keine Fälle bekannt, in denen Drive-ins Fußgänger oder Rad-/Kraftradfahrer abgewiesen hätten.
Bezahlung der Tests
Die Bezahlung ist uneinheitlich geregelt. Bayern bietet allen Bürgerinnen und Bürgern grundsätzlich kostenlose Tests an. In anderen Bundesländern können sich auch symptomfreie Personen für Kosten um rund 40 bis 50 Euro im Drive-in testen lassen. Eine bundesweite Regelung besagt wiederum, dass Tests für Personen, die in einem Risikogebiet unterwegs waren, grundsätzlich kostenpflichtig sind. Diese Tests werden schon am Grenzkontrollpunkt durchgeführt, wenn die Persn kein junges Testergebnis (nicht älter als 72 Stunden) vorweisen kann. Unabhängig davon übernehmen zumindest die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Tests bei einem Verdachtsfall auf Covid 19, den der Hausarzt diagnostiziert. Nicht zuletzt werden Drive-ins inzwischen auch von privaten Anbietern betrieben, die eigene Tarife haben. Auch hier ist mit Kosten zwischen rund 40 bis 60 Euro pro Test zu rechnen. Firmenkunden, die am Drive-in ihre Mitarbeiter testen lassen, erhalten meistens Sonderkonditionen.
Vorteile der Drive-in-Tests auf Corona
Die Vorteile eines Drive-ins überzeugen sehr, weshalb das Konzept weltweit zum Einsatz kommt. Im Überblick lassen sie sich so beschreiben:
- Grundsätzlich jede Person kann verdachtsunabhängig die Teststraße nutzen.
- Das Ergebnis kommt meistens sehr schnell, oft schon nach einer Stunde.
- Ein Test kann die Bedingung für die Einreise in einen anderen Staat (Anrainer von Deutschland) und die Wiedereinreise nach Deutschland sein.
- Bestimmte Berufsgruppen wie PflegerInnen, LehrerInnen und ErzieherInnen, aber auch Beschäftigte von Betrieben, in denen auf engem Raum gearbeitet wird, benötigen laufend Sicherheit, dass sie nicht an Corona erkrankt sind. Für diese Personen gibt es keine bessere Strategie als der Test im Drive-in.
Private Anbieter von Tests im Drive-In
Inzwischen hat sich die Privatwirtschaft der Tests in Drive-ins angenommen. Das ist ausdrücklich zu begrüßen, weil wir gar nicht genug testen können. In Österreich etwa hat AMZ, ein privater Anbieter von Arbeitsmedizinlösungen, Teststationen mit angeschlossenen Laboren in der Regel in Gewerbe- und Industriegebieten aufgebaut. Das Unternehmen bietet dort Antigen- und PCR-Tests an jedem Wochentag an. Mit Stand Februar 2021 betreibt AMZ aus Fischamend (Niederösterreich) zwei Drive-ins im Großraum Wien und einen in der Industriezone 6 in Röthis. Bürgerinnen und Bürger können sich dort ohne behördliche oder ärztliche Zuweisung und auch ohne Angabe irgendwelcher Gründe testen lassen. Laut dem Projektkoordinator von AMZ Thomas Eggenburg soll das Angebot die staatlichen Labore und niedergelassene Ärzte entlasten. Es gehe darum, so Eggenburg, die Tests rasch und unkompliziert der gesamten Bevölkerung anbieten zu können. Die AMZ-Teststationen sind täglich (Sonntag bis Samstag) zwischen 07.00 und 19.00 Uhr geöffnet, auch an Feiertagen.
Wichtig ist medizinisch-technisches Personal
Pro Station setzt das Unternehmen rund 20 geschulte Mitarbeiter ein, zu denen auch medizinisch-technisches Personal gehört. Die Beschäftigten nehmen die Proben und werten sie unmittelbar vor Ort aus. Das bedeutet, dass die Getesteten nicht lange auf ihr Ergebnis warten, das sie per Mail erhalten. Ein PCR-Testergebnis kommt nach spätestens 12 Stunden, beim Antigentest können Getestete, wenn sie es wünschen, gleich darauf warten: Der Test ist nach 15 Minuten aussagekräftig. Der einzige Kontakt zwischen zwei Personen findet direkt beim Abstrich statt, wobei die Mitarbeiter mit sehr gutem Schutz arbeiten. Die Kunden füllen vorab ein Online-Formular aus, müssen sich aber nicht extra einen Termin geben lassen, weil die Kapazitäten für einen schnellen Durchgang genügen. Wenn ein Test positiv Test ausfällt, informiert AMZ die zuständige Gesundheitsbehörde. Der private Anbieter ist etwas teurer als einschlägige staatliche Angebote, PCR-Tests kosten 120 Euro.
Dazu gibt es einen ärztlichen Befund auf Deutsch und Englisch. Der Antigen-Test kostet nur 45 Euro. Die Firma kann ohne Probleme täglich 500 Tests und auch mehr durchführen. Dieses Angebot dürften beispielsweise in Röthis viele Firmenkunden mit Unternehmen in Vorarlberg ausgiebig nutzen. Diese kennen AMZ schon aus früheren Kooperationen. Der Medizindienstleister weiß wiederum, was die Unternehmen aktuell brauchen: unbürokratische, blitzschnelle Tests mit raschen Ergebnissen. Auch an Sonn- und Feiertagen liegen diese selbst bei PCR-Tests nach spätestens 12 Stunden vor. Man könne noch mehr testen, so AMZ-Manager Eggenburg: Engpässe gebe es allerdings bei Reagenzien und Pipettenspitzen. Diese seien derzeit in ganz Europa vergriffen.
Können Tests am Drive-in zu Corona-Massentests führen?
Das ist denkbar, aber auch eine Kostenfrage. Wenn Staaten diese Kosten übernehmen würden, wie es derzeit das deutsche Bundesland Bayern macht, wäre es eine gute Möglichkeit. Experten verweisen in diesem Kontext darauf, dass Massentests nur ein Tool aus dem Instrumentenkasten der Coronabekämpfung sind. Genauso wichtig sind flankierende Maßnahmen wie die Isolation der Infizierten und eine effiziente Kontaktverfolgung. Die Tests müssen aber auf jeden Fall noch weiter ausgebaut werden. Bislang werden sie immer nur dann auch von staatlicher Seite forciert und dann auch außerhalb von Bayern kostenlos angeboten, wenn die Inzidenz in einer Region extrem nach oben schießt. Ein Beispiel lieferte der Kreis Hildburghausen in Thüringen, wo ab Dezember 2020 sämtliche Kinder in KiTas und Grundschulen sowie die LehrerInnen und ErzieherInnen kostenlos getestet wurden, weil die Inzidenz die 600er-Marke überschritten hatte.
Massentests
Es waren die ersten Massentests dieser Größenordnung hierzulande. Getestet wurden etwa 8.000 Kinder sowie rund 1.000 Pädagogen und weitere Mitarbeiter aus den Bildungseinrichtungen. In diesem Fall kamen Antigen-Schnelltests zum Einsatz. Die Ergebnisse lagen schnell vor, sodass negativ getestete Kinder am nächsten schon wieder in die Notbetreuung ihrer Einrichtung durften. In diesem Kontext kam verstärkt die Frage nach dem Sinn der Antigen-Schnelltests auf. Man wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass sie gegenüber PCR-Tests weniger zuverlässig sind, doch sie sind auch kostengünstiger und schneller. Für rasche Entscheidungshilfen im Alltag bieten sie damit unschätzbare Vorteile. Es muss nur beachtet werden, dass positive Testergebnisse per PCR nochmals zu verifizieren sind. Unter Beachtung dieser Voraussetzung eignen sie sich auch für Flughäfen und wie beschrieben für die gesamte Tourismusbranche. Für Besucher von Alten- und Pflegeheimen werden sie ebenfalls schon länger eingesetzt.
Corona-Drive-in als Vorreiter für verschiedene Testvarianten
Das Testen auf Corona am Drive-in könnte in naher Zukunft ein sehr wichtiges Modell sein, um verschiedene Testvarianten für unterschiedliche Szenarien auszuprobieren. Die Antigen-Schnelltests sind ein wichtiger Baustein für diverse Gruppen, um innerhalb der vielleicht noch länger andauernden Pandemie im Alltag zurechtzukommen. Lehrer, Erzieher und alle KiTa- und Schulkinder könnten damit wieder Präsenzunterricht und -betreuung durchführen, Menschen könnten wieder Sport treiben, zusammen musizieren und auch singen sowie auch kurzfristig verreisen. Sie würden kurz zum Drive-in fahren und einen Antigen-Schnelltest durchführen, wobei zwei Bedingungen erfüllt sein müssten:
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- #1) Die Schnelltests müssten von den jeweiligen Veranstaltern akzeptiert werden.
- #2) Es dürfte unter Umständen genügen, in Situationen, in denen nicht explizit das Testergebnis vorzulegen ist (Treff der Hobbygruppe), den Antigen-Schnelltest nur dann durchzuführen, wenn eine Person an sich unklare Erkrankungssymptome bemerkt. Wie oben ausgeführt ist der Antigen-Schnelltest in dieser Phase der beginnenden Symptomatik am aussagekräftigsten.
Auch hierfür wäre der Drive-In eine hervorragende Anlaufstelle.
Wenn eine Reise oder Veranstaltung ansteht, bei der ein PCR-Testergebnis per klassischen Test verlangt wird, ist ebenfalls der Drive-in die Anlaufstelle der Wahl, nur dauert das Testergebnis etwas länger. Auch ist der Test etwas teurer. Reisende sollten die oben erwähnten Kosten künftig der Urlaubskasse zuschlagen, sie gehören einfach dazu. Wahrscheinlich etablieren sich gerade die Drive-ins in Zukunft als die am meisten frequentierten Teststationen, denn Hausärzte und Kliniken wären mit dem Andrang überfordert. Das sehen verschiedene Verantwortliche so.
So empfahl Anfang Februar 2021 Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) den Ausbau solcher Testkapazitäten ausdrücklich auch durch private Anbieter, wobei er gleichzeitig der Kultur- und Veranstaltungsbranche neue Hoffnung einhauchte. Das pulsierende Kulturleben der Hauptstadt liegt im Lockdown komplett brach, was an Müller nicht spurlos vorüberging. Dem Aufruf Müllers zu mehr Privatinitiative beim Testen folgten auch andere Beteiligte. So bietet neuerdings der Berliner KitKat-Club Schnelltests an – in seinen Räumen finden normalerweise wilde Techno-Partys statt. Österreich hat Anfang 2021 Massentests durchgeführt, 10 Millionen Testkits wurden verteilt und fast komplett eingesetzt. Beteiligt waren wiederum viele Drive-ins.
Flüssiges Durchtesten mit Antigen- und PCR-Tests
Wahrscheinlich etabliert sich im Verlauf des Jahres 2021 eine Teststrategie, bei der Personen relativ oft zum Drive-in für einen Antigen-Test fahren, um danach bestimmten Aktivitäten nachzugehen. Wenn dessen Ergebnis positiv ausfällt, was ja nach 15 bis 30 Minuten bekannt ist, folgt unmittelbar danach der präzisere Test mit der PCR-Methode. Nur wenn dieser ebenfalls positiv ist, muss die Person in Behandlung und in Quarantäne. Solche Strategien werden aktuell in verschiedenen Staaten angedacht. Österreichs Politiker etwa hoffen, mit massenhaften Schnelltests die Zahl der Neuinfektionen sehr rasch zu drücken. Der Statistiker Dr. Nikolas Popper (TU Wien) berät aktuell die österreichische Regierung zur Bekämpfung von Corona.
Er hält Massentests für ein sehr wichtiges Mittel zur Kontrolle des Infektionsgeschehens. Als statistische Größe für ihre Wirksamkeit nennt er eine Beteiligung von 60 – 65 % der Bevölkerung. Allerdings verweist er auch auf die Grenzen des Drive-in-Konzepts: Manche Menschen können nicht mal eben schnell mit dem Auto zur Teststation fahren. Daher schlägt er für Patienten von Kliniken, für sonstige Vulnerable (besonders Gefährdete wie Bewohner von Pflegeheimen) und generell für alle, die kein Kraftfahrzeug besitzen oder auch keine Zeit haben, zusätzliche Screenings als Ergänzung der Drive-ins vor.
Testkapazitäten
Letztere würden aber voraussichtlich die größten Testkapazitäten stellen, so Dr. Popper. Der Experte für Computersimulationen konnte inzwischen für Massentests mehrere Szenarien und deren Auswirkungen modellieren. Als Rechengrößen bezog er unter anderem die Reproduktionszahl (sogenannter R-Wert) und die täglichen Neuinfektionen mit ein. Nach seinen Ermittlungen würden Massentests mit 65 % Beteiligung der Gesamtbevölkerung die täglichen Neuinfektionen auf 25 – 30 % der gegenwärtigen Fallzahlen drücken – und das in kurzer Zeit. Dieses Modell, so der Statistiker, gelte für alle Staaten der Welt.
Ressourcen- und Finanzierungsfragen
Wenn wie beschrieben günstige Schnelltests von Antigenen im Drive-in zunächst einmal das massenhafte Testen ermöglichen, stellen sich dennoch – auch unter Berücksichtigung der geringen Kosten von Antigen-Schnelltests – Fragen nach den hierfür benötigten Ressourcen und nach deren Finanzierung. Experten wie Dr. Popper gehen davon aus, dass die Privatwirtschaft diese Ressourcen durch den flächendeckenden Aufbau von Drive-ins bereitstellen kann, doch sie muss dabei etwas verdienen. Zwingen könne man die Bevölkerung zur verdachtsunabhängigen Testung nicht – schon gar nicht, wenn sie selbst dafür bezahlen soll. Der Experte schlägt daher die Kostenübernahme durch den Staat vor und nennt als Vorbild das bayerische Modell. Gleichzeitig solle der Staat Anreize für negativ getestete Personen (Reisefreiheit etc.) schaffen. Das ist politisch ebenso umstritten wie die „Impfpflicht durch die Hintertür“ (nur Geimpfte dürfen verreisen und an bestimmten Veranstaltungen teilnehmen), doch es wäre aus Sicht von Wissenschaftlern wie Dr. Popper ein möglicher Weg.
Fazit
Drive-ins für Corona-Tests sind ein guter Weg aus der Krise. Ihre Vorteile überzeugen sofort, die Probleme wie die Finanzierung der Tests lassen sich lösen. In der Bevölkerung dürfte sich alsbald eine breite Akzeptanz für diesen Ausweg etablieren.
Die Privatwirtschaft jedenfalls steht in den Startlöchern.
„Zero-Covid ist mit Abstand die beste die Strategie, die Pandemie zu bekämpfen“, schlussfolgern die Wissenschaftler – wobei ihr Begriff von Zero-Covid am ehesten dem entspricht, was in Deutschland unter No-Covid verstanden wird. Die Ökonomen fordern nun unter anderem regionale Pilotversuche in Frankreich, bei denen der Ansatz einer entschlossenen und hartnäckigen Pandemiebekämpfung verfolgt wird – anstatt die Pandemie so zu managen, dass lediglich das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.